Dreiradfahren in Holland

Holland2011_207_900x1200Geboren bin ich als Don Kosakin in Sibirien, aufgewachsen in Alma Ata (Kasachstan), So(t)chi (Schwarzmeer) und Engels (Wolga). Einzig in Sibirien, so die Erinnerung meiner Mutter, war meine Familie im Besitz eines Kleinkinder-Dreirades; – danach war an ein richtiges Fahrrad für meine Familie nicht zu denken.Heute weiß ich, dass die meisten Menschen in Russland kein Fahrrad besitzen, resp. besessen haben. Bis auf wenige Einsatzgebiete (z.B. in Dörfern) war und ist die Benutzung von Fahrrädern in diesem großen Land unüblich und mithin auch lebensgefährlich, weil die ohnehin extrem rabiat fahrenden Autobesitzer keinerlei Erfahrung und Gefühl für fahrradfahrende Mitmenschen haben.

Insofern verwundert es nicht, dass viele Migranten aus Russland heute hier in Deutschland schlicht kein Fahrrad fahren können und dieser deutschen, radelnden Nation neidisch zuschauen.

Genau das wollten mein deutscher Mann und ich ändern. Ich sollte endlich zusammen mit ihm schöne Fahrradtouren unternehmen und neben einem Fußgänger-Dasein nun auch diesen Teil der Welt vom Sattel aus erleben können.

Aber welch große Summe an frustranen Erlebnissen musste ich einstecken, als wir auf allen nur erdenklichen Fahrrädern (Zweiräder) versucht haben, mein Körper im Gleichgewicht zu halten. Selbst einen Tandemversuch beendeten wir ergebnislos. Mein Gleichgewichts-Sinn ist ohnehin nur spärlich ausgeprägt und nun auch noch auf sich bewegenden Teilen zu balancieren war und ist für mich leider unmöglich. – Auch die Zuhilfenahme von Experten und diversen Fahrradhändlern, die allesamt mit großartiger Geduld halfen, scheiterte. – Ein Fahrradfahren rückte also wieder in unerreichbare Ferne.

Dann begann mein Mann im Internet nach Dreirädern für Erwachsene zu recherchieren und zeigte mir diverse Bilder dazu. Auch Erfahrungsberichte von Händlern und Nutzern dienten uns als Entscheidungsgrundlage, nun doch noch diese Variante auszuprobieren.

Holland2011_232_1600x1200Angeregt durch die Internetseite https://dreirad-fuer-erwachsene.de, suchten wir zuerst in unserer Wohnortnähe einen der wenigen Fahrradhändler auf, die u.a. auch ein Dreirad in der Ausstellung stehen hatten. Und so fand mein aller-erster Fahrversuch auf einem „Capo-Pfautec“ statt (vorne 2 Räder). Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ich habe zwar total schief darauf gesessen und meine Hände wollten krampfhaft den Lenker würgen, – aber ich fuhr alleine und ohne fremde Hilfe im Hof des Händlers und von Minute zu Minute fühlte ich mich sicherer und leichter. Das Glücksgefühl, nun endlich eine neue Fortbewegungsmöglichkeit zu haben, war und ist noch heute fantastisch.
Am liebsten hätte ich dieses Rad gleich gekauft, aber: erstens war es in der vorhandenen Ausstattung viel zu teuer und zweitens war es, trotz seiner optionalen Zerlegbarkeit viel zu sperrig, um es zu Hause täglich über eine enge und verwinkelte Kellertreppe in den Fahrradkeller des Mietshauses zu tragen. Und eine Mitnahme in den Urlaub auf dem Autodach hätte angesichts des Gewichtes wohl auch noch der Anschaffung eines Kranes bedurft.

Danach organisierte mein Mann ein Fahrversuch auf einem großen Dreirad (hinten zwei Räder und leider nicht zerlegbar) bei einer entfernten Nachbarin seiner Schwester. Ich musste feststellen, dass es tatsächlich für einen blutigen Anfänger wie mich etwas schwieriger war, nun hinten die beiden Räder zu bewegen. Aber auch diese Ängste sind nach ca. 5 Minuten verflogen: ich saß grade, ich verkrampfte mich nicht und vor allem: ich verspürte den Wind der Geschwindigkeit.

Danach war klar, ein Dreirad muss her; – aber eben ein Dreirad, welches klein in den Kofferraum passt, welches man „bequem“ bei uns in den Keller tragen kann und auf dem ich mich dennoch sicher fühle.
Also gab und gibt es keine Alternative zum „DiBlasi R32“ Falt-Fahrrad.

So ergab es sich, dass wir auf der Reise nach Holland (Ferienwohnung in Oostkapelle) einen Abstecher in Gera bei der Fa. L&P Vertriebs GmbH in der Amthorstraße eingeplant und dort einen Termin zum Ausprobieren dieses DiBlase-Dreirades vereinbart hatten.

Der Termin war kurz, denn die Probefahrt dort hat uns so schnell von der Qualität, der Stabilität und vor allem der genialen Faltfunktion überzeugt, – dass wir gleich ein Modell gekauft und mit nach Holland genommen haben.

Dort angekommen waren die Koffer noch nicht richtig ausgepackt, als ich zu meiner ersten Radtour gedrängelt habe …. und diese erstreckte sich über sage und schreibe gleich 10 Km!
Es ging durch enge Waldwege und über Parkalleen usw. Für einen Fahrradanfänger ist m.E. Holland ein ideales Land: Die Fahrradwege sind teilweise besser und komfortabler als in Deutschland – mit oft aufgezeichneten Spuren wie auf den Autostraßen, mit Fahrradunterführungen wenn eine Straßenkreuzung im Weg ist und vor allem mir routinierten und beneidenswert gelassenen Autofahrern, die hervorragend trainiert sind, auf Radfahrer Rücksicht zu nehmen.

Am nächsten Tag erstreckte sich unsere Tour dann auf 25 km und danach auf 40 Km Tagesausflüge. Die Schmerzen am Po (Sitzhöcker) ließen von Tag zu Tag nach; irgendwie scheint sich also ein auch ungeübter Po schnell an ein Sattel-Gefühl zu gewöhnen.

Achso – Dreirad: stark gewölbte Fahrbahnen erfordern eine besondere Übung und Schlaglöcher oder oberirdische Baumwurzeln auf den Waldwegen begegne ich inzwischen leichter indem ich meinen Po etwas anhebe und mein Gewicht so nur in der Mitte auf die Pedalen verlagere.
Und wider Erwarten: kein einziger Mensch hat mich irgendwie bemitleidend angeschaut. Durch die DiBlase-Konstruktion sieht das Rad irgendwie wie ein sehr teures technisches Spielzeug aus, das höchstens mal den eine oder anderen Mann zu technischen Nachfragen angeregt hat.

In Sachen Tempo hat mein Mann mit seinem Fahrrad-Computer unsere Fahrtgeschwindigkeit getestet. Mein Maximum (völlig entspannt und ohne Angst) lag bei 32 Km/h auf einer Graden ohne Rücken- oder Gegenwind. Natürlich musste ich mich anstrengen und war nach solchen Aktionen schnell geschwitzt – aber dazu sollte es ja auch dienen: Freizeit und Fitness.

Summa summarum: Das war eines der besten Käufe meines Lebens.

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Ein Kommentar

  1. Ohne Motor fährt es im Flachland sicher locker. Und die Brücke oder den Deich hoch?

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